FFP2-Masken senken Infektionsrisiko drastisch
Passende und richtig getragene FFP2-Masken senken das Infektionsrisiko bei Kontakten von 60 Minuten Dauer auf 0,4 Prozent. Bei OP-Masken steigt der Wert auf 30 – ohne Maske innerhalb von Minuten auf 90 Prozent.
Wie gut welche Masken bei welcher Trageweise schützen, hat ein Team des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen in einer umfassenden Studie untersucht. Die Göttinger Forscher berücksichtigten dabei auch, wie ein schlechter Sitz der Maske den Schutz schwächt und wie sich das verhindern lässt. Die Ansteckungswahrscheinlichkeiten geben jeweils die obere Grenze des Risikos an. Im täglichen Leben sei die tatsächliche Infektionswahrscheinlichkeit sicherlich 10- bis 100-mal kleiner.
Obwohl die besonders großen und damit besonders virusreichen Partikel schon nach einer kurzen Strecke durch die Luft zu Boden fallen, haben die Wissenschaftler auch in drei Metern Entfernung noch ein enormes Ansteckungsrisiko ausgemacht, wenn man Delta-Infizierten mit einer hohen Viruslast für ein paar Minuten begegnet und keine Maske trägt.
Zur Berechnung der Exposition und des Infektionsrisikos verwendeten sie eine umfassende Datenbank zur Größenverteilung von Atemwegspartikeln sowie Erkenntnisse der; Ausatemflussphysik. Eingnang fanden auch Arbeiten zur Leckage aus Gesichtsmasken verschiedener Art und Passformen, gemessen an menschlichen Probanden. Berücksichtigt wurden zudem die Schrumpfung der Umgebungspartikel durch Verdunstung sowie die Rehydratation, Inhalationsfähigkeit und Ablagerung in den anfälligen Atemwegen.
FFP2-MASKEN SCHÜTZEN 75-MAL BESSER ALS OP-MASKEN
Ergebnisse: Bei einer typischen SARS-CoV-2-Viruslast und infektiösen Dosis genügt Social Distancing allein nicht, um wirksam das Infektionsrisiko zu reduzieren. Bei dem empfohlenen Abstand von 1,5 Metern zwischen zwei sprechenden Personen ist die relevant angenommene Obergrenze eines 90-prozentigen Infektionsrisikos bereits nach 90 Sekunden erreicht. Eine dicht abschließende FFP2-Masken schützt demnach im Vergleich zu gutsitzenden OP-Masken 75 mal besser. Auch medizinische Masken reduzieren das Ansteckungsrisiko schon deutlich im Vergleich zu einer Situation ganz ohne Mund-Nasenschutz.
Sobald die nicht infizierte Person eine Gesichtsmaske trägt, steigt das Risiko deutlich langsamer: handelt es sich um eine chirurgische Maske, wird der Wert von 90 Prozent erst nach 30 Minuten erreicht – bei einer FFP2-Maske beträgt das Risiko nach 60 Minuten hingegen erst 20 Prozent. Wenn beide Personen eine chirurgische Maske tragen, während der Infektiöse spricht, beträgt das errechnete Risiko nach 60 Minuten knapp 30 Prozent, aber wenn beide eine gut sitzende FFP2-Maske tragen, sind es nur 0,4 Prozent.
„Tragen sowohl die infizierte als auch die nicht-infizierte Person gut sitzende FFP2-Masken, beträgt das maximale Ansteckungsrisiko nach 20 Minuten selbst auf kürzeste Distanz kaum mehr als ein Promille. Sitzen ihre Masken schlecht, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion auf etwa vier Prozent. Tragen beide gut angepasste OP-Masken, wird das Virus innerhalb von 20 Minuten mit höchstens zehnprozentiger Wahrscheinlichkeit übertragen“, schreiben die Autoren.
Fazit der Autoren: Social Distancing allein ohne Maskierung ist mit einem sehr hohen Infektionsrisiko verbunden, insbesondere in Situationen, in denen Infektiöse sprechen. Hohe Infektionsrisiken sind auch dann zu erwarten, wenn nur der Anfällige eine Gesichtsmaske trägt, auch bei Social Distancing. Eine universelle Maskierung ist somit die effektivste Methode, um die Übertragung von SARS-CoV-2 in der Luft zu begrenzen, selbst wenn Gesichtsdichtungslecks berücksichtigt werden.
HAUPTFAKTOR SIND UNDICHTIGKEITEN
Der Hauptfaktor, der das Infektionsrisiko beeinflusst, sind Undichtigkeiten zwischen Maske und Gesicht. Die untersuchten angepassten FFP2-Masken und „höchstwahrscheinlich andere vertikal gefaltete FFP2-Masken ähnlicher Bauart” können, wenn sie mittels Nasenbügel richtig an Gesichter angepasst werden, das Infektionsrisiko um den Faktor 30 im Vergleich zu locker getragenen Masken und um den Faktor 75 im Vergleich zu angepassten chirurgischen Masken für eine Expositionsdauer von 20 Minuten reduzieren.
FFP2-Masken seien chirurgischen Masken vorzuziehen, „da selbst lose getragene FFP2-Masken das Infektionsrisiko im Vergleich zu gutsitzenden chirurgischen Masken um den Faktor 2,5 senken können“. Da die in der Untersuchung verwendete kritische Grenze für das Infektionsrisiko äußerst konservativ ist, kommen die Autoren zu dem Schluss, „dass die universelle Maskierung mit chirurgischen Masken und/oder FFP2-Masken eine sehr wirksame Maßnahme ist, um die Übertragung von COVID-19 zu minimieren“.
Gholamhossein Bagheri et al. „An upper bound on one-to-one exposure to infectious human respiratory particles”, Proceedings of the National Academy of Sciences Dec 2021, 118 (49) e2110117118; DOI: 10.1073/pnas.2110117118